Den Tip für diese Kombination aus dem alten 70er Jahre Elac STS 355 und der nagelneuen Analogis D355 E Black Diamond Nadel bekam ich von meinem Nadelhändler. Diesem wurden vor ein paar Wochen gerade die neuen schwarzen Diamanten aus Schweizer Produktion geliefert. Und er testete sie gerade selbst aus. Und von dieser Symbiose war er sehr beeindruckt. Das machte mich natürlich neugierig. Ich bestellte mir bei ebay den gebrauchten Elac TA (Tonabnehmer) und bei meinem Händler die neue Analogis Nadel.

Vorgeschichte

Jetzt gab es, wie schon bei bei anderen Reviews, eine kleine Vorgeschichte vorweg. Beide Komponenten kamen ungefähr zeitgleich an. Ich liebe diesen Moment wie ein Kind an Weihnachten, wenn die Geschenke ausgepackt werden. Und diesem Fall fügte ich die beide Teile zusammen, montierte den TA an einer headshell und diese an meinen Toshiba Plattenspieler.

Mit großer Erwartung passte ich nun das Gewicht nach Netzangeben an, legte eine Platte auf und? .. Wurde erst einmal enttäuscht. Bei jedem tieferen Bassgeräusch knarzte es aus den Boxen und die Wiedergabe war auch in den Mitten und Höhen seltsam verzerrt. Hier stimmt etwas ganz und gar nicht. Ich schrieb sofort meinem Nadelhändler. Dieser bot mir an, die Analogis D355 E Black Diamond mit dem Elac TA durchzumessen und ggf einzustellen. Ich habe hier die technischen Möglichkeiten nicht.

Also schickte ich die beiden Teile zu ihm. Einige Tage später schrieb er mir, dass er nach einer stundenlangen Laborsession nun die richtige Black Diamond Nadel mit dem perfekten Gewicht von 1,9g eingemessen habe und schickte mir die Kombination zurück. Das beruhigte mich natürlich sehr. So blieb mir ein Hin und Her mit dem Ebay Verkäufer erspart, weil der TA nicht defekt war.

Als ich nun das System probehörte, lief es verzerrungsfrei und hörte sich sogar sehr gut an.  Ich war nun die letzten Wochen in der Einspielzeit so begeistert vom Klang dieser  Kombination, dass ich mich wieder für ein review entschied. Dem Nadelhändler meines Vertrauens war ich natürlich sehr dankbar für seinen Einsatz.

Das Review zum Analogis D355 E Black Diamond

Wie schon in meinen bisherigen Reviews möchte ich bewusst auf Messungen verzichten. Allein mein Gehör soll mich leiten. Und die Empfindungen werde ich dann niederschreiben. Das ist zwar sehr subjektiv. Aber ich finde, erstens ist ein Review immer subjektiv und von vielen Faktoren, mal abgesehen von meinen Ohren,  z.B. von der Hifi Kette, abhängig. Und zweitens sind meine Review Ergebnisse keine allgemein gültige Fakten, sondern meine persönlichen Erfahrungen mit den Geräten. Der Leser kann sich so Anregungen holen und evtl Lust bekommen, das ein oder andere Gerät selbst in seiner Hifi Kette auszuprobieren.

Ich freue mich jetzt auf meine vier treuen Musikbeispiele, die nach verschiedenen Kriterien ausgesucht wurden.

Als erstes werde ich Carole Kings „I can Feel The Earth Move“ anspielen. Hier wird geprüft, ob die Analogis D355 E Black Diamond die für Nadeln schwierig zu trackende Stimme Kings sauber wiedergeben kann. Diese durchdringende Stimme hat schon so manche Nadel zur Verzweiflung gebracht.

Das zweite Beispiel ist eine High End Aufnahme aus der Blüte der analogen Aufnahme Ende der 70er Jahre. Es ist „Space Cookie“ von JTB (Jukka Tolonen Band). Wie genau kann die fantastische Aufnahme abgetastet werden und die komplizierten Fusion Jazz Kompositionen entschlüsselt werden? Wie gut wird die Räumlichkeit und Transparenz der Aufnahme tarnsportiert?

Das dritte Hörbeispiel ist dann im modernen Sinn audiophil. Gregory Porters 2019 auf Vinyl erschienenes Album „Liquid Spirit“ ist, das hört man, mit modernster hochwertiger Technik aufgenommen worden. Und doch versprüht es bei aller digitalen Genauigkeit doch viel Wärme. Diese wird natürlich auch durch Porters Stimme und den akustischen Instrumenten getragen. Es ist ein tolles Beispiel, dass man auch in heutiger Zeit nicht alles „tot“ komprimieren muss. Ich nehme das Midtempo-Stück „Musical Genocide“ zum Hörtest.

Und zu guter letzt kommt eine hochwertige Klassik Aufnahme daher. Sie ist aus der „goldenen“ Decca Zeit, den 60er Jahren. In dieser Zeit schafften es ausgezeichnete Toningenieure mit der einfachen damaligen Technik, wundervoll transparente und räumliche Aufnahmen zu machen. Viele davon bei Decca London. Und unser Beispiel ist Haydns „Cellokonzert in C-Dur“, aufgenommen vom Londoner Kammerorchester 1965.

In den anderen Berichten habe ich immer einen „Gegner“, eine andere ebenbürtige Nadel, zum Vergleich antreten lassen. Hierauf verzichte ich dieses Mal. Lieber möchte ich zum Vergleich meine Erinnerung aus den anderen Reviews sprechen lassen, und punktuell evtl. mal die ein oder andere Nadel wieder auspacken. So bin ich flexibler, und stehle der Protagonistin nicht die show.

Nun aber endlich zur Musik:

Test 1: Carole King mit „I can Feel the Earth Move“

Diese sehr die mittleren Frequenzen betonende Aufnahme stellt Carole Kings Stimme sehr in den Vordergrund und fordert Plattenspielernadeln heraus. Denn die durchdringende Art und die Frequenz des Gesangs lässt weniger gut abtastende Nadeln ein störendes Kratzen mit übertragen.

So leider auch bei unserer Testkandidatin, der Analogis D355 E Black Diamond. Schon nach ein paar Takten, nachdem die Stimme einsetzt, hört man immer mal wieder so ein leichtes Kratzen. Ich bin etwas ungläubig, denn in den letzten Wochen, als sich die Nadel einspielte, ist mir nie etwas vergleichbares aufgefallen. Daran sieht man auch, wie heftig dieser Test für die Nadeln ist. Ist evtl die Rille dieses Songs schon so „ausgelutscht“, weil ich ihn immer wieder für Tests verwendet hab?

Ich teste nun zum Vergleich die AT12 Black Diamond, über die ich schon ein ausführliches Review schrieb. Sie macht ihre Sache super. Man hört neben dem Gesang nichts störendes.

Das alles irritiert mich. Von meinem Nadelhändler bekam ich ja die Empfehlung das Gewicht auf 1,9g zu stellen. Zum Test stelle ich nun das Gewicht etwas höher, um evtl den Druck auf den Rillenrand zu erhöhen und Kratzen zu verhindern. Ich stelle also die Nadel auf 2,1g und teste erneut. Und siehe da! Die Analogis D355 E Black Diamond legt das Kratzen in Carole Kings Stimme fast (!) ab. Es ist jedenfalls sehr reduziert. Und ich bin beruhigt. An 2 – 3 Stellen gegen Ende des Songs hört man noch einen Hach von Kratzen, kann dies aber vernachlässigen.

Meine Vermutung ist, dass die Nadel sich noch nicht komplett eingespielt hat. Sie ist erst ca 10-15h abgespielt worden, wenn überhaupt. Von den Schweizer Black Diamonds ist bekannt, dass sie nicht poliert werden, und dies in der Einspielzeit durchs Spielen tun. So kann es schon mal zu leichten Unsauberkeiten kommen. Dieses Musikbeispiel ist allerdings auch extrem. Im „normalen“ Alltag ist mir nichts dergleichen aufgefallen.

Der Elac mit der Black Diamond lässt die Mitten nach vorne kommen, aber nicht so weit, dass sie „plärrend“ wirken. Allerdings werden die Mitten auch nicht so abgedämpft, dass eine sehr entspannte Atmosphäre aufkommt.

 

Test 2: Juka Tolonen Band mit „Space Cookie“

Wow, ok! Die Kombination aus alt und und jung, aus Elac STS-355 (ca 1975er Baujahr) und Analogis D355 E Black Diamond (Oktober 2020) erweist sich als echtes Dynamik Wunder. Das System ist noch dazu sehr laut. Lauter, als ich es von anderen Systemen gewohnt bin. Das Rillengeräusch zwischen den tracks ist fast nicht zu hören. Das ist klasse!

Nun legt die Band los und sofort wird klar: Dieser TA möchte es laut und dynamisch, ohne aber aufdringlich zu sein. Die Bässe sind sehr tief, knackig und treibend. Die unteren Mitten sind auch betont und geradezu voluminös. Die einsetzende Akustikgitarre hat viel Körper und klingt wunderbar warm. Die Saitenzupfer sind akzentuiert. Man sieht die Gitarre förmlich vor sich.. Die oberen Mitten und die Höhen kann man als geschmeidig bezeichnen. Hier geht das Voluminöse und „deepe“ dann in eine angenehme Unaufgeregtheit über. Wobei das alles sehr stimmig wirkt.

Die komplizierten Passagen löst der Black Diamond mit Leichtigkeit auf. Die high heads und und allgemein hohen Töne werden nicht nach vorne gestellt, sondern auf realistische Weise dezent wiedergegeben. Dabei ist die Genauigkeit der Abbildung durch den nackten Diamanten überaus genau und realitätsnah. Die Becken klingen nicht wie bei einfachen getippten Steinen „zerbröckelt“ und ungenau, sondern sauber und naturgetreu.

Die Bühne ist dabei nicht sehr breit, vielleicht so 50cm nach rechts und links über den Boxenrand hinaus. Das ist für ein Jazzband durch aus ausreichend. Die Tiefe der Bühne ist erkennbar. Wobei die genaue Ortung der Instrumente nicht im allgemeinen möglich ist. Dazu ist die räumliche Abbildung zu ungenau. Wenn die Akustikgitarre einsetzt, setzt sie sich allerdings gut von den anderen ab und rückt nach vorne.

Insgesamt war das eine sehr beindruckende Leistung des Elac mit der Analogis D355 E Black Diamond. Die Spannung im sound entsteht vor allem durch die von unten heraus tiefen und akzentuierten Bässen in Kontrast mit den entspannten oberen Mitten und Höhen. Zusammen mit den warmen und voluminösen unteren Mitten ensteht eine sehr attraktive Dynamik, die mich vom Charme an den AT3600L oder AT12 mit Black Diamond erinnert. Toll!

 

Test 3: Gregory Porter mit „Musical Genocide“:

Diese attraktive Dynamik setzt sich im diesem Test fort. Sofort zu Beginn wird klar: Diese Nadel kommt von unten heraus. Der basslauf des Akustikbasses, der sich durch den ganzen Song zieht, lässt meine ganzen Boxen vibrieren. Das klingt so echt, als ob die Holzkörper meiner Boxen der Körper des Basses wäre. Wenn Porters Stimme und die andere Instrumente einsetzen, entsteht eine warme und heimelige Atmosphäre und die Dynamik ist so passend. Es ist als steht die Band hier bei mir im Wohnzimmer.

Die tiefe Bässe sind wie bei Beispiel 2 etwas im Vordergrund, wobei der Akustikbass nie mit Porters Stimme in Konkurrenz geht. Das ist angenehm. Diese Aufnahme hat, trotz oder evtl wegen seiner Aktualität keine betonten sondern ganz leicht abgerollte Höhen. Das erhöht die Authenzität und heimelige Stimmung. Da die Analogis D355 E Black Diamond so wieso in den Höhen entspannt wiedergibt, interessiert sie das auch wenig. Sie bildet die oberen Höhen und Höhen wie Becken und high heads sehr genau und realtitätsgenau ab.

Besonders gefallen an der Vorstellung des Elac hat mir auch die Darstellung des Saxophons. Das leicht näselnde und weiche schafft der Elac mit der BD sehr originalgetreu wie auch akzentuiert darzustellen. Das Instrument stellt sich schön heraus und zeigt sich dem Zuhörer. Es macht Werbung für sich. Überhaupt hat mir hier die räumliche Abbildung gut gefallen. Porter steht beim Singen vorne zwischen Boxen. Die Instrumente lassen sich gut orten.

Es macht viel Spaß, Porter und seiner band mit diesem Gespann aus jung und alt zu lauschen. Man fragt sich, was da nach oben hin noch kommen soll? Der Elac macht mit dem BD alles richtig. EWenn man auf sehr hohem Niveau meckern möchte, dann ist bei der räumlichen Darstellung noch Luft nach oben. Aber das ist bei den meisten MM Tonabnehmern der Fall. Da spielen die MCs ihre Karte aus und kosten dann gerne mal das 10fache von dieser Kombination.

 

Test 4: Rostropowitsch spielt Haydns „Cellokonzert in C-Dur“

Ok, ich höre es schon eine Weile gerade, und ich hatte gerade kurz Tränen in den Augen beim langsamen Mittelstück .. Das sagt alles, oder? Eine wundervolle Darbietung des Elac mit der Analogis D355 E Black Diamond.

In der Wiedergabe von klassischen Stücken ist mir wichtig, dass die Instrumente möglichst naturnah wiedergegeben werden, die räumliche Darstellung stimmt, und dass sich durch luftige Wiedergabe der Raum oder besser Saal spüren lässt.

Unsere Test Kombination schafft alle Disziplinen hier mit Bravur. Man muss eher die Schwächen suchen.

Gleich beim Einsetzen der Geigen zu Beginn wird klar. Die Analogis D355 E Black Diamond „kann“ Streicher. Wenn dann das Cello einsetzt, bekomme ich Gänsehaut. Durch die angelegte leichte Betonung der unteren Frequenzbereiche bekommt das Cello ein tolle Präsenz, da es in diesem Bereich zu hören ist. Das vibrierende Holz des Cellos steht im Raum, setzt sich von den Boxen ab, warm und bauchig klingts. Toll!

Der Rest des Orchesters setzt sich nach hinten ab und es lassen sich die einzelnen Orchestergruppen orten. Das ist schon gut, da geht mit einem teuren MC Tonabnehmer wahrscheinlich noch ein bißchen mehr. Die Bühne hat auch eine gewisse Breite, für ein Kammerorchester angemessen.

Was mir aber am positivsten auffällt, ist die Luftigkeit der Darstellung. Der Zuhörer kann die Musik an den Wänden und der Decke des Kammersaals reflektieren hören. Diesen Widerhall, und das dadurch erzeugte Raumgefühl vermittelt ihm das Vorstellung, mitten im Zuhörerraum zu sitzen und das Konzert live zu verfolgen. Das wiederum lässt einen Sog entstehen. Man möchte der Musik genau folgen.  Es ist eine große Qualität des TAs mit dem Analogis D355 E Black Diamond, diese Luftigkeit zu erzeugen.

Die Tonqualität ist erstklassig. Die Triangeln und Becken sind sehr genau abgebildet, Geigen und andere Streicher spielen akzentuiert und warm,

Mit diesem Tonabnehmer und dieser Nadel macht es Freude, Klassik zu genießen, weil durch genaue Abbildung der Instrumente, eine ordentliche Räumlichkeit und großartige Raumabbildung die Hauptdisziplinen der Klassikwiedergabe sehr gut abgedeckt werden.

 

Resumee

Wieder einmal schafft es Analogis, mit einem seiner neuen Black Diamond Nadeln alte Klassiker von Tonabnehmern zu neuem Leben zu verhelfen. Hier im Falle des Elac STS-355 ist das super gelungen. Die Analogis D355 E Black Diamond Nadel spielt laut, dynamisch, aber im oberen Bereich des Frequenzspektrums entspannt cool auf. Die unteren Bereiche wie Bass und unteren Mitten sind leicht hervorgehoben. Das hebt Instrumente oder Stimmen aus diesem Teil hervor, und kann dadurch sehr attraktiv klingen.

Dieser Charme erinnert mich an den AT3600L oder Shure M95. Beides Tonabnehmer, die ich sehr schätze. Dabei spielt der Black Diamond mit dem nackten elliptischen Diamanten in den Höhen seine Stärke aus. Die Darstellung ist hier, wieder auch schon die anderen Reviews gezeigt haben, erstklassig..

Von mir gibt es hier eine klare Kaufempfehlung!